Unser Kanton und unsere Sektion – Wir stellen vor
Der Vorstand der Sektion Graubünden des SVA (siehe Foto) betreut ungefähr 207 Mitglieder. Die Mitgliederzahl stagniert. Die Weiterbildungen werden weniger gut besucht.
Der Berg-Kanton Graubünden ist zwar der grösste Kanton der Schweiz, hat aber am wenigsten Einwohner. Diese sind verteilt auf 150 Täler. Die Kantonshauptstadt Chur liegt an der A13, aber ganz und gar nicht im Zentrum des Kantons (siehe Karte unten). Es arbeiten knapp 400 ÄrztInnen im Kanton, ca. 170 in der Grundversorgung. Der Taxpunktwert gehört zu den tiefsten der Schweiz. Geschätzt gibt es 120 Bündner Arztpraxen. Verteilt natürlich, in ganz verschiedenen Regionen. Da gibt es die beiden Städte Davos und Chur. Davos und Klosters gehören wie das Oberengadin, die Lenzerheide, Flims-Laax, Arosa zu den touristischen Gebieten mit starken saisonalen Schwankungen, sei dies wegen den Wanderern, den Skifahrern, Mountainbikern oder den Suchenden nach Erholung und Wellness. In den entlegeneren Tälern gibt es noch viele Einzelpraxen. Unsere Kantonssprachen sind Deutsch (3/4 der Bevölkerung), Romanisch und Italienisch (ca. 14 und 10% der Bevölkerung).
Die schulische Ausbildung zur MPA und die überbetrieblichen Kurse finden in Chur statt, auf Deutsch. Jedes Jahr schliessen gut 20 Lernende die Ausbildung ab. Sie stammen aus dem ganzen Kanton. Die längsten Schulwege dauern 3 Stunden. Da gibt es die Lernende aus dem südlichen Poschiavo, die via Berninapass, Albula-Tunnel und Thusis nach Chur fährt. Oder jene aus dem Münstertal, die über den Ofenpass, durch den Vereina-Tunnel und durch das Prättigau nach Chur fährt. Soweit fährt natürlich auch die dortige MPA, die an eine Fortbildung will.
Der Vorstand unserer Sektion wohnt und/oder arbeitet in Chur und Umgebung.
Und was braucht nun die bündnerische MPA, was brauchen die Arztpraxen im Bündnerland?
Was brauchen die MPA in so unterschiedlichen Regionen und Praxen? Brauchen sie vor allem neues Wissen zu Krankheitsbildern? Sind es die neuen Devices oder das dosisintensive Röntgen? Ist es die IT, die Security? Oder ist es der Umgang mit den anspruchsvollen Touristen, welche nur aus ihrer Sicht ein Notfall sind? Vielleicht sind auch die Themen Teambildung und Arbeitsteilung wichtig oder Delegation?
Werden unsere Gedanken auf der Suche nach Themen durch unser Netzwerk an Sponsoren geleitet? Leider sind Sponsoren oft nur spendabel, wenn die Weiterbildung in ihr Medikamenten-Profil passt.
Wir spüren, dass der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ein grosses Problem ist. Nicht nur Corona mit den vielen zusätzlichen Aufgaben und den ständigen Änderungen hat die MPA die letzten zwei Jahre gefordert. Die Arbeitsalltage mit zu wenig Personal und wenig Hausärztinnen und -ärzten sind zu lang und anstrengend. Aktuell sind 24 Stellen auf praxisstellen.ch ausgeschrieben. Die kantonalen Spitäler stellen MPA an, nicht nur in den Notfallpraxen.
Wer denkt nach 10 Stunden-Tagen noch an Weiterbildung? Wer fährt noch durch den halben Kanton für eine Stunde Referat? Klar gibt es Apéro und klar treffe ich noch eine gute Kollegin. Wer kann pünktlich aus der Praxis? Wer hat den Kopf frei, um sich zu überlegen, welches Fachgebiet wieder einmal spannend oder gar nötig wäre?
Einige Praxen stellen mittlerweile Pflegefachpersonal, Arztsekretärinnen, Kaufmännisch Angestellte ein. Jede Praxis organisiert selber, wie sie ihr Personal auf die Aufgaben in der Praxis vorbereiten. Auf neue Aufgaben.
Braucht es hier nicht ein Konzept? Ein Konzept als Leitplanken für die MPA und ein Hilfsmittel für die Pflegefachpersonen, dass die richtigen/wichtigen Weiterbildungen kennzeichnet. Ein Konzept, wo Arztsekretärinnen am besten eingesetzt werden? Ein Konzept, in welchem online-Schulungen selbstverständlich sind, aber auch der direkte Austausch und die Gemeinschaft gefördert werden. Hybride Veranstaltungen, wo Referenten und Referentinnen als auch Zuhörerinnen irgendwo im Kanton alleine, zu zweit oder in grösseren Gruppen teilnehmen können. Wo beispielsweise die MPA-Gruppe Oberengadin sich in einer Arztpraxis trifft und als Gruppe an einer Weiterbildung, welche in Chur stattfindet, teilnimmt.
Es braucht eine gute Zusammenarbeit im Kanton zwischen den verschiedenen Berufsverbänden, Netzwerken und politischen Kommissionen, damit die Inhalte als auch die Organisation der Weiterbildungen/Fortbildungen für das Personal in der Arztpraxis gewinnbringend sind.
Uns als Vorstand beschäftigt gerade sehr, wie wir diesen Ansprüchen gerecht werden. Da sind Fragen offen:
- Wie viel Zeit investieren wir?
- Wie viel trauen wir uns zu?
- Wie gross ist unser Frustrationspotential?
- Wie gross ist unser Budget?
- Wer ist bereit mit uns daran zu arbeiten?
- Werden wir den Bedürfnissen zum Beispiel der romanisch sprechenden MPA gerecht? Wenn nicht wir, wer dann?
- Vertreten wir die Wünsche der jungen MPA?
Welche Gedanken gehen euch durch den Kopf? Euch Bündner und Bündnerinnen? Euch aus den anderen ländlichen Berg-Kantonen?
Gut, dass wir uns im Vorstand der Sektion Graubünden gegenseitig motivieren und sorgfältig miteinander umgehen.
HERZLICHEN DANK!